Erhaltung historischer Bauten Merseburgs - Hohe Brücke

Die Stadt Merseburg verfügt über eine historische Bausubstanz, die ihre politische und wirtschaftliche Bedeutsamkeit bis weit in das Mittelalter hinein nachvollziehen lässt. Als Station auf dem Handelsweg zwischen Frankfurt am Main und in Richtung Leipzig bis hin nach Görlitz und Breslau wurde Merseburg bereits im frühen Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz. Im späten 16. Jahrhundert hatte Merseburg mit seinen Saaleübergängen für die Zwischenlagerung und Neuverteilung von Warenströmen weiterhin große Bedeutung. Nach der Übernahme des Gebietes des ehemaligen Bistums Merseburg beschloss der sächsische Kurfürst August I., die seit alter Zeit hier bekannten Solquellen neu zu erschließen.

Im Zusammenhang des damit verbundenen Ausbaus der Handelswege fällt die Errichtung der "Hohen Brücke" über die Alte Saale als dreibogige steinerne Brücke im Jahre 1577 (einer alten Merseburger Sage nach wurde, um diese Brücke stabil zu halten, hinter der an der Brücke angebrachten Steintafel ein lebendiges Kind eingemauert). Zum Brückenbau wurde auch Material aus dem Petri-Kloster verwendet. Die "Hohe Brücke", die wohl die älteste in ursprünglicher Form erhaltene steinerne Saalebrücke ist, stellte eine wichtige Verbindung über die Saale auch bei Hochwasser in das Umland dar und ist mit historischen Ereignissen in der Entwicklung unserer Stadt verbunden (z.B. Aufenthalt Friedrichs des Großen im Siebenjährigen Krieg, Schlacht bei Roßbach 1757).

Erst mit den Arbeiten zur Errichtung des (unvollendeten) Saale-Elster-Kanals in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts verlor die "Hohe Brücke" ihre Bedeutung als Verkehrsbauwerk. Den Bauverantwortlichen für die neuen Verkehrswege im Zusammenhang des geplanten Kanals ist es zu verdanken, dass die "Hohe Brücke" als Baudenkmal unserer Stadt bewusst erhalten wurde.

Die abseits der jetzigen Bundesstraße B 181 am ehemaligen Forsthaus Fasanerie gelegene Brücke wies zunehmende Schäden auf. Um einem weiteren Verfall dieses historischen Bauwerks Einhalt zu gebieten, hatte der Merseburger Altstadtverein eine Mitfinanzierung möglicher Erhaltungsmaßnahmen bereits für das Jahr 2011 beschlossen. Weitere Gespräche auch mit dem Stadtentwicklungsamt weckten großes Interesse für ein gemeinnütziges Projekt zur Erhaltung der historischen "Hohen Brücke".

Von 2013 bis 2017 konnten dann umfangreiche Sanierungsarbeiten realisiert werden. Die finanziellen Mittel für die Projektrealisierung wurden durch unseren Verein aufgebracht, wobei eingeworbene Spenden einen Schwerpunkt bildeten. Im Verlauf des Projekts wurden durch die Saalesparkasse 20.000 Euro an Spendenmitteln bereitgestellt. Eine große Hilfe bildete die Unterstützung im Rahmen von Arbeitsgelegenheiten (AGH), die durch die pem Personalentwicklungs und –management GmbH Merseburg personell und technisch abgesichert wurden, aber auch die Arbeitseinsätze unserer Vereinsmitglieder und zahlreicher freiwilliger Helfer. Eine ständige fachliche Unterstützung erfuhren wir durch das Grünflächenamt der Stadt Merseburg.

Die Sanierung der Mauerbrüstung, der Brückenwangen und eines Eisabweisers wurden dann durch den Einsatz schwerer Technik zur Gestaltung von Freiflächen und Wegen weitergeführt. Maurerarbeiten zur Begradigung einer Mauer an der Brückenwange und die Restaurierung der Brückentafel sowie die Wiederöffnung eines Rundwegs zur B 181 wurden ebenfalls realisiert. Zur Erläuterung der Geschichte des Brückenbauwerks, der damit verbundenen Sage vom eingemauerten Kind und der Erklärung des Wappens auf der Brückentafel wurden zwei Hinweisschilder entworfen und gefertigt. Diese Hinweistafeln wurden im Rahmen eines großen und zahlreich besuchten „Brückentags“ zur Würdigung des Abschlusses der Arbeiten am historischen Brückenbauwerk am 26. August 2017 enthüllt. Zahlreiche Familien und vor allem die Kinder nutzten die Spiel- und Aktionsangebote und ließen ihren Erinnerungen an diese Brücke und das nahegelegene Forsthaus Fasanerie freien Lauf. Sponsoren ermöglichten kostenloses Essen und Trinken für die Kinder, anknüpfend an die Traditionen des Kinderfests auf dem Nulandtplatz in den Jahren 1843 bis 1939. Der Start bunter Luftballons mit angehängten Karten vom Brückentag wirkte noch weitere zwei Wochen nach, die prämierte Antwort mit einer Entfernung von 180 km aus der Nähe von Spremberg war dann doch sehr überraschend.

Informationen und Fotos zum Projekt und über dessen Verlauf sind auf dieser Website unter der Rubrik „Pressespiegel>Archiv“ für die Zeit von 2012 bis 2017 abrufbar.